Juni 2017: Hochhausbrand in London ! |
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In der Nacht des 13. Juni 2017 ist es in London zu einem verheerenden Großbrand in einem Hochhaus gekommen. Auch wenn die genaueren Umstände derzeit noch nicht bekannt sind - und vielleicht auch nie bekannt gegeben werden, veranlassen uns die gezeigten Filmaufnahmen und Bilder zum Nachdenken, ob eine derartige Katastrophe wirklich nur in England möglich ist. Brände in Hochhäusern stellen für jede Feuerwehr ein Herausforderung dar - egal ob Berufsfeuerwehr oder Freiwillige Feuerwehr. Gerade eine Berufsfeuerwehr wie die London Fire Brigade hat genaue Zeitvorgaben, in welcher Zeit welches Einsatzobjekt erreicht werden muss. Bei der BF Wien verlassen die Einsatzfahrzeuge tagsüber in 30 Sekunden ab Alarm die Wache, in der Nacht nach 60 Sekunden. Wie also kann sich ein derartiger Brand in so kurzer Zeit so entwickeln ? Viele Faktoren müssen da entscheidend zusammengeholfen haben. Es gibt aber Möglichkeiten im vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz um solche Schadenslagen zu verhindern, von denen nur einige unten angeführt werden ! Auf den Filmaufnahmen stehen große Teile der Fassade in Vollbrand, das legt den Schluss nahe, dass für die Ausbreitung des Brandes die Fassade eine entscheidende Rolle gespielt haben dürfte. Fassadenmaterial gibt es natürlich in schwer oder nicht brennbarer Ausführung, brennbar ist aber sicher billiger. Aussagen von Experten, dass sowas in Österreich nicht passieren kann wird zum Teil durch bereits stattgefundene Fassadenbrände widersprochen. Brandfrüherkennung, Brandmeldeanlagen und automatische Weiterleitung eines Brandalarms sind heutzutage technisch überhaupt kein Problem. Die einfachste Brandfrüherkennung sind ein oder mehrere in der Wohnung montierte Rauchmelder. Der akustische Alarm weckt Schlafende, die sich dann noch rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich retten können. Der Brand wird allerdings nicht automatisch an die umliegenden Bewohner oder an die Einsatzkräfte weitergeleitet ! Eine Brandmeldeanlage überwacht ein Gebäude und ist zum Beispiel bei Hotels und Krankenanstalten zwingend vorgeschrieben. Die automatische Weiterleitung eines Feueralarms bedeutet, dass die Einsatzkräfte OHNE Zeitverlust alarmiert werden. Derartige Anlagen bedeuten aber Anschaffungs- und Instandhaltungskosten, werden von der Feuerwehr auch immer wieder gewünscht und letztlich doch nicht installiert. Automatische Löschanlagen - auch Sprinkleranlagen genannt - löschen einen angezeigten Kleinbrand oder verhindern zumindest die unkontrollierte Ausbreitung eines Brandes. In vielen Betrieben gibt es solche Anlagen seit vielen Jahren... Die Bildung von Brandabschnitten begrenzt die Brandausbreitung zumindest auf eine definierte Zeit. Voraussetzung ist aber, dass die Türen zwischen den Abschnitten nicht mit Türkeilen dauerhaft geöffnet bleiben. Liftanlagen und Aufzüge sind im Brandfall nicht zu verwenden. Eine in den verrauchten Raum geöffnete Lifttür läßt sich mitunter nicht mehr schließen, da der Lichtschranken des Schließmechanismus durch den Rauch unterbrochen wird. Feuerwehraufzüge sind eigens gesicherte Aufzugsanlagen und ermöglichen den Einsatzkräften nahe an den Brand heranzufahren, anstatt über alle Stockwerke mit der schweren Ausrüstung zu Fuß aufsteigen zu müssen. Ein 2. Fluchtweg ist bei derartigen Hochhäusern in Österreich sicherlich Standard. Der 2. Fluchtweg ist entweder ein zweites Stiegenhaus oder die Möglichkeit, über Hubrettungsgeräte der Feuerwehr die zu evakuierenden Personen von außen zu retten. Die Standarddrehleiter hat eine Normhöhe von 30 Metern. Bei einer seitlichen Ausladung von 12 Metern wird noch eine Höhe von 23 Metern erreicht. Aber ab einem gewissen Stockwerk wird jede Leiter zu kurz ! Die Rettung von Menschen mittels Hubschraubern von den Dächern derartiger Häuser ist auf Grund der Thermik und der Rauchentwicklung ebenfalls kein einfaches Unternehmen. Aufstellflächen sind für Hubrettungsfahrzeuge der Feuerwehr vorgesehen und sollten nicht als Reserveparkflächen dienen. Denn je weiter weg vom Einsatzobjekt eine Drehleiter aufgestellt werden kann, desto weniger hoch reicht sie. Verstellte Stiegenhäuser: Stiegenhäuser sind Fluchtwege und dürfen deshalb nicht mit Gegenständen verstellt werden - schon gar nicht mit brennbaren ! Die Türen in die Stiegenhäuser dürfen auch nicht offen stehen. Eine schnelle Evakuierung gelingt am besten bei rauchfreier Sicht und ohne im Weg stehende Hindernisse. Sicherheit der Einsatzkräfte: Je schneller ein Brand entdeckt wird desto effektiver kann er noch gelöscht werden. Hätte man den Brand rechtzeitig entdeckt, wäre dieser Zimmerbrand wahrscheinlich nie in den internationalen Medien erwähnt worden. Brandfrüherkennung kostet Geld, hilft aber auch die Einsatzkräfte zu schützen ! Niemand möchte in der Funktion eines Einsatzleiters stecken, der seine Teams in ein derartiges Schadenselement hineinschicken muß. Und viele Firefighter - die haben nämlich auch Familien zu Hause - mußten ihr Leben riskieren, weil da möglicherweise bei der Sicherheit gespart wurde ? Denn eigentlich ist bei diesem Brand das eingetreten, was vor vielen Jahren als Kinofilm für utopisch gehalten wurde.... Angehörige der Berufsfeuerwehren und der Freiwilligen Feuerwehren sehen es als eine ihrer vordringlichsten Aufgaben an, Menschen aus Notlagen zu retten. Es müssen aber dazu auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen und die erforderliche Ausrüstung zur Verfügung gestellt werden. |