Hochwasser 2002

Hochwasser im Jahre 2002 in Gmünd

Ungewöhnlich starke Regenfälle im Waldviertel führten dazu, dass die Stadt Gmünd
mit einem Hochwasser zu kämpfen hatte, das man bis dahin für unmöglich gehalten hatte.
Lainsitz und Braunau traten aus ihren Ufern, überschwemmten alle Brücken und
Straßen in der Nähe der beiden Flüsse. Viele Wohnhäuser wurden unter Wasser gesetzt.
Ein paar Tage später wiederholte sich die Katastrophe nochmals, diesmal aber mit noch
schlimmeren Auswirkungen.

Als am Dienstag Abend die Regenfälle einsetzten, dachte noch niemand daran, dass dies
der Beginn der bisher größten Hochwasserkatastrophe in Gmünd war. Durch die starken
Regenfälle während der Nachtstunden und auch während des darauffolgenden Tages
stieg der Wasserpegel von Lainsitz und Braunau kontinuierlich an.

Bereits am Nachmittag des 7. Augustes traten die Flüsse über die Ufer. Für die Gmünder
Feuerwehr begann ein langer Einsatz. Die Regenfälle wollten nicht enden, das Wasser
stieg immer höher, die ersten Häuser mussten geräumt werden. Am Abend wurden
sämtliche Brücken über die Braunau und später auch über die Lainsitz gesperrt.
Zwischenzeitlich wurde auch Katastrophenalarm ausgelöst.

Dramatische Szenen spielten sich in der Nacht vom 7. auf den 8. August entlang der Lainsitz
im Stadtgebiet von Gmünd ab. Dutzende Menschen mussten in der Mühlgasse aus ihren, bis
in den ersten Stock überfluteten, Häusern gerettet werden. Der Rohbau einer neuen Wohnhaus-
anlage wurde ebenso schwer in Mitleidenschaft gezogen wie die Fahrschule Weber.
Schwer getroffen hatte es auch die Häuser im Malerwinkel. Das Haus von Hans Benischek
stand bis zum Dach unter Wasser. Die Situation verschärfte sich auch durch den Dammbruch
beim Fuchsteich am Nachmittag des 8. August. Die Schremser Straße musste bereits in den
Abendstunden des Vortages für längere Zeit gesperrt werden. Bei der unterhalb des
Fuchsteiches liegenden Firma Baumann waren bis zu acht Pumpenaggregate der Feuerwehr
im Einsatz, um Auspumparbeiten durchzuführen. Verhindert werden konnte ein Bruch des
Dammes beim Harabruckteich. Wäre dieser Damm gebrochen, hätten mehrere hundert
Menschen evakuiert werden müssen.

Das Areal des Reisebüros Pölzl am Leinsitzweg ist von der Lainsitz ca. 200 Meter
entfernt. Bis in die späten Nachmittagstunden machte man sich nur bedingt Sorgen.
Um 18 Uhr 30 wurde noch eine zweite Wasserpumpe besorgt, falls man sie benötigen würde.
Doch dann ging alles rasend schnell. Das Wasser drang auf den Parkplatz ein und stieg
binnen einer Stunde rasant an. Es wurde noch versucht, die Busse aus der Garage zu
evakuieren, es gelang aber nicht mehr die Tore zu öffnen, weil der elektrikische Antrieb
ausgefallen war. Vier Busse konnten aber mit Hilfe der Feuerwehr in Sicherheit
gebracht werden. Bei zwei Bussen gelang die Rettung leider nicht mehr. Das Wasser
stand zu dieser Zeit 130 Zentimeter hoch. Vermutlich hat die Elektronik der Busse
durch das Wasser gelitten, der genaue Schaden ist aber unbekannt. Der besondere Dank der
Familie Pölzl gilt den Feuerwehrmännern, die viele Stunden lang das Wasser abpumpten,
und den ausgeflossenen Diesel zu binden versuchten. Durch die nahe Lainsitz und den hohen
Grundwasserspiegel, aber auch die zusammengebrochene Stromversorgung gestalteten sich diese Arbeiten äußerst schwierig. Der Gestank von Benzin und Diesel kam erschwerend dazu. Durch herangeschaffte Notstromaggregate konnte letztlich das Wasser abgepumpt werden..

Nicht passierbar war auch der Grenzübergang Gmünd-Böhmzeil, da die Lainsitzbrücke
unter Wasser stand. Einer ersten Bestandsaufnahme zufolge wurden im Stadtbereich
zahlreiche Brücken schwer beschädigt, bei der Braunaubrücke drohten Senkungen.

Noch in den Abendstunden des 7. August wurden Feuerwehreinheiten aus den Bezirken
Amstetten und Mistelbach angefordert, um die Feuerwehren aus dem Bezirk Gmünd zu
unterstützen. Die Katastrophenhilfszüge der Feuerwehren aus den Bezirken Amstetten und Mistelbach fuhren daraufhin um 1 Uhr nachts los, um den Einsatzkräften in Gmünd beizustehen.

Für viele Flussanrainer war es eine schlimme Nacht. Das Wasser drang in die Wohnräume
ein, Evakuierungen von Personen wurden notwendig, weil einige Personen ihre Häuser
trotz Aufforderung nicht verlassen wollten. Am nächsten Tag ging das Wasser wieder schnell zurück und das gesamte Ausmaß wurde nach und nach sichtbar.

Viele Wohnungen und Wohnhäuser wurden über Nacht unbewohnbar, um einige
Habseligkeiten zu retten fehlte die Zeit, denn das Wasser kam mit großer Geschwindigkeit.
Die Hauptpumpwerke der Abwasserbeseitigungsanlage in der Mühlgasse waren unter
Wasser und deshalb zerstört, im Städtischen Wasserwerk wurden alle Pumpen beschädigt,
die Aufbereitungsanlage mußte den Betrieb einstellen.

Nach intensiven Arbeiten beim Wasserwerk und bei den Abwasserpumpwerken konnten
gegen Abend des nächsten Tages die Versorgung zumindest zum Teil wieder sicher gestellt
werden. Seitens der Stadtgemeinde Gmünd wurden ab 8. August die Schäden der
Liegenschaftsanrainer telefonisch aufgenommen, sodass bereits ab Montag, dem 12. August
die Schadenskommission hätte tätig werden können.

Doch bereits am 10. August kam die nächste Hochwasserwarnung. Wiederum wurden starke
Regenfälle erwartet. Die Gmünder Feuerwehren sowie die Bediensteten des Städtischen
Wirtschaftshofes wurden wieder in Bereitschaft versetzt. Ein Feuerwehrtrupp, der zur
Hilfeleistung im Bezirk Zwettl unterwegs war, wurde am Abend des 11. August
zurückbeordert, nachdem sich die Situation in Gmünd neuerlich verschärft hatte.

Am Montag setzte, wie vorhergesagt, der starke Regen ein. Am späten Abend war es
wieder soweit: Katastrophenalarm ! Das gleiche Szenario wiederholte sich in Gmünd. Da der Boden durch das vorherige Hochwasser keine Regenfälle mehr aufnehmen konnte, wirkten    sich die Niederschläge und das damit verbundene Hochwasser noch schlimmer aus. Am
Vormittag des 13. August spitzte sich die Situation immer mehr zu. Notabgrabungen bei
Teichdämmen im gesamten Bezirk mussten durchgeführt werden, um sie vor dem Bersten
zu bewahren. Dramatische Szenen in Gmünd: Evakuierungen mit Booten der Pioniertruppen des
Österreichischen Bundesheeres, Großviehevakuierung in Breitensee, sogar eine
Hubschrauberbergung war in der Mühlgasse notwendig. Die Feuerwehren konzentrierte sich nur mehr auf die Personenrettung, sämtliche Häuser, Straßen usw. entlang der Flüsse konnten nicht mehr geschützt werdenund wurden vorübergehend aufgegeben. Der Höchststand wurde gegen Mittag gemessen und übertraf die erste Flut um ca. 50 cm.

In den darauf folgenden Tagen waren sämtliche Einsatzkräfte, Hilfsorganisationen, und viele freiwillige Helfer im Dauereinsatz, um die Aufräumarbeiten zu beschleunigen. Am 15. August gab es unter anderem Aufräumarbeiten in der Unteren Böhmzeile, Aufräumarbeiten bei der Familie Spiesmaier in Grillenstein und den Versuch des Auspumpens einer Senke in der Bleylebenstraße gemeinsam mit den Feuerwehren von Wielands, Waldenstein und Unterlembach. Viele Familien haben alles verloren und stehen vor existenziellen Problemen. Unter den vielen Spendenaktionen für die Hochwasseropfer wurde auch in Gmünd die Aktion "Gmünder helfen Gmündern" ins Leben gerufen, um den Betroffenen zu helfen.

Der Hochwassereinsatz in Zahlen:
In der Bezirksalarmzentrale der Feuerwehr Gmünd wurden sämtliche Hilfskräfte in
Zusammenarbeit mit der Katastrophenzentrale der Bezirkshauptmannschaft Gmünd für den Bezirk koordiniert. Während der Zeit vom 7. bis 9. sowie vom 11. bis 16. August waren folgende Kräfte im Bezirk Gmünd im Einsatz:

86 Feuerwehren mit 7.136 Mann, über 62.042 Stunden,
dazu der Feuerwehr-Katastrophen-Hilfsdienst:
aus dem Bezirk Mistelbach mit 126 Mann
und aus dem Bezirk Amstetten mit 161 Mann, gesamt mit 2.583 Stunden.

Weiters kamen zum Einsatz:
Bundesheer-Katastrophenzug des PzAB 9 aus Baden mit 150 Mann,
TÜPL Allentsteig mit 41 Mann und Kaserne Weitra mit ca. 40 Mann,
das Rote Kreuz, die Bergrettung, die Pfadfinder Wien und
ca. 260 freiwillige private Helfer.

Alleine die Feuerwehr Gmünd hatte vom 7.8. bis 18.8. 256 Mann im Einsatz und erbrachte eine Arbeitsleistung von insgesamt 5.916 Stunden.
In Gmünd wurden insgesamt 160 Personen evakuiert, davon 7 mittels Hubschrauber
des Bundesheeres. Rund 300 Tiere (Rinder, Schweine, etc.) mussten geborgen werden. Über 100 Tauchpumpen waren im Einsatz, mehr als 30.000 Sandsäcke wurden gefüllt, transportiert und verlegt.

Derzeit noch nicht bekannt sind jene Zahlen, die sämtliche Hilfsorganisationen, freiwilligen Helfer sowie das Österreichische Bundesheer im Zuge der Aufräumarbeiten geleistet haben.

Da durch die Hochwassersituation in Breitensee die Tiere des landwirtschaftlichen Anwesens  der Familie Robert Opelka gefährdet waren, ordnete die Freiwillige Feuerwehr Breitensee die Evakuierung der Tiere an.
In Absprache mit der Bezirkshauptmannschaft Gmünd, die die erforderlichen Transport-
fahrzeuge organisierte, wurde diese Evakuierung im Bezirksführungsstab der Feuerwehr koordiniert. Feuerwehrkameraden aus Waldenstein und Eibenstein wurden zu diesem Einsatz  zur Unterstützung der Feuerwehr Gmünd-Breitensee entsendet.
Unter erheblichem körperlichen Einsatz der Feuerwehrmänner wurden 76 Stiere, die bis zu 750 Kilogramm Gewicht haben, sowie 58 Schweine, 24 Zuchten und ein Eber aus dem Gefahrenbereich gerettet. Die Stiere standen bereits bis zur Brusthöhe im Wasser.

Galerien